Johannes Gehrke

Johannes Gehrke studierte von 1979 bis 1987 an der Kunstakademie Düsseldorf. In den seither vergangenen 30 Jahren hat er ein Lebenswerk geschaffen, das nie einer zeitgenössischen Strömung der Bildenden Kunst nahe kam. ‚Operation Edelstein‘ lautet der Titel des Werkkomplexes, an dem Johannes Gehrke seit 1986 kontinuierlich und ausschließlich arbeitet. In der Geschichte, erzählt in einer handgezeichneten Mappe mit 24 Einzelblättern und einem wachsenden Konvolut aus zumeist großen Skulpturen, leidet die Weltbevölkerung unter einer Plage: ein Käfer, der mit dem Zweck, die Welt mit Glück zu überschütten, gezüchtet wurde, mutiert zum Gegenteil, vermehrt sich unkontrolliert und vernichtet Fantasie und Farben, wo immer er sie findet.
In den 80er Jahren von Gehrke als Zivilisationskritik erdacht, offenbart „Operation Edelstein“ heute die geradezu seherischen Fähigkeiten des Künstlers, der in seiner Erzählung technische und gesellschaftliche Entwicklungen vorwegnahm.

Editionen von Johannes Gehrke

Über Johannes Gehrke

Johannes Gehrke studierte von 1979 bis 1987 an der Kunstakademie Düsseldorf. In den seither vergangenen 30 Jahren hat er ein Lebenswerk geschaffen, das nie einer zeitgenössischen Strömung der Bildenden Kunst nahe kam.

‚Operation Edelstein‘ lautet der Titel des Werkkomplexes, an dem Johannes Gehrke seit 1986 kontinuierlich und ausschließlich arbeitet.

In großformatigen Zeichnungen und spektakulären Skulpturen erzählt der Künstler eine Geschichte der Menschheit. Im Geist der 80er Jahre begründet, reflektiert er Themen, wie Gentechnologie, Umwelt, Kapitalismus und die zunehmende Einflussnahme von Computern. Aus heutiger Sicht skizziert ‚Operation Edelstein‘ beinahe prophetisch zentrale Entwicklungen und Probleme moderner Gesellschaften des 21. Jahrhunderts. Seine Karriere entspricht bislang dem Klischee des weitgehend unentdeckten Künstlers. Doch zu diesem Klischee gehört auch der Moment des ‘Comming outs’, und daher freuen wir uns über ein erstes Aufscheinen seines Werkes in der Ausstellung ‘HEIMsuchung’, kuratiert von Stephan Berg im Kunstmuseum Bonn 2013. Einige Ausstellungsbeteiligungen sind avisiert und für das breite Kunstpublikum wird das Gesamtwerk ‘Operation Edelstein’ voraussichtlich in der neu eröffneten Kunsthalle Mannheim erstmals in größerem Umfang zu bestaunen sein.

Seit nunmehr beinahe 30 Jahren materialisieren sich die verschiedenen Episoden der Erzählung in Objekten, Gemälden und Zeichnungen.

Der Fundus in Gehrkes Atelier ähnelt der Asservatenkammer eines Theaters. Der narrative Charakter seiner Arbeit und der Verzicht auf die große Geste als Destillat einer künstlerischen Position lief in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts den allgemeinen Tendenzen der Kunst absolut entgegen, weshalb Gehrkes unglaublich faszinierendes Lebenswerk weitgehend ungefördert blieb. Es kann als Vorgriff auf die viel beschriebenen narrativen Tendenzen der letzten 15 Jahre verstanden werden, und würde mit heutigen Mitteln wahrscheinlich als zukunftsweisendes Videospiel beim nächsten Akademierundgang von sich reden machen.

Doch fesseln die Werke des Künstlers eben gerade, und vielleicht gerade heute, durch ihren nicht-digitalen Charakter. Jedes Detail ist unendlich mühevoll ausgesucht und verarbeitet, handgemalt und geklebt. Das 100%ig analoge Wesen der Stücke steht im absoluten Gegensatz zu Skulpturen aus dem 3D Plotter und Bildern, die ihren Reiz aus digitaler Verarbeitung zu ziehen versuchen. Insbesondere Gehrkes große Objekte, die über Schalter und Taster die Idee vermitteln, wieder selber der Regisseur eines Ablaufes sein zu können, sind aus heutiger Sicht frühe Paradebeispiele für das, was als ‚partizipatorisches Kunstwerk‘ gerade wieder in den Mittelpunkt der Kunst Rezensionen tritt.

Gehrkes Geschichte, die Geschichte des Glückskäfers, der zu einem Monster mutiert, ist Metapher für die Hybris der Menschheit, die nach wie vor nicht müde wird, ihren Lebensraum und alle für ein Gleichgewicht wesentlichen Ressourcen profitmaximierend zu manipulieren. Gehrkes Kunst hat offensichtlich ihren ideellen Ursprung in der umweltbewegten Denkweise der 80er Jahre. Die Relevanz seines Werkes ist allerdings genauso sicher als zeitlos zu erfahren und die physische Präsenz der Objekte ist nach wie vor absolut up to date.

Biographie

1958 geb. in Bocholt / Westfalen
1977 Abitur in Bocholt
1979 – 1987 Studium FREIE KUNST an der Kunstakademie Düsseldorf bei den Professoren Kimme, Cragg, Klapheck, Konerding, Rissa
1985 Meisterschüler freischaffender Künstler in Düsseldorf
seit 2012 Atelier in Friesenhagen / Rheinland-Pfalz

Stipendien

Stipendium der ERNST-FORBERG-STIFTUNG Stipendium der Stiftung Kunst und Kultur NRW Gruppeausstellungen

Gruppenausstellungen

1986 KINETISCHE OBJEKTE Akademiestudenten Bruchstraße in Düsseldorf
1990 „HUND 1“ im WDR-Landesstudio in Düsseldorf (mit Manuel Franke, Jörg Geismar, Till Hohn) ALL-STATION DÜSSELDORF
1997 „1997“ im Hochbunker Körnerstraße in Köln SKULPTUREN / DAS MODELLHAUS
2003 „Arche Noah“ in der Galerie Rivet, Köln TRIATHLETEN VERSORGEN AS NEW YORK
2004 Große Düsseldorfer Kunstausstellung im Kunstpalast SCHLEMMER-SCHASCHLIK
2004 „Der Traum vom Fliegen“ im Rahmen der Bernd-Rosenheim- Stiftung im Deutschen Elfenbeinmuseum, Erbach ZEIT-RAUM-FLIEGER
2008 – 2011 Galerie ARTEVERSUM in Düsseldorf FIGURINE / FIF & ROWENTA / BLÄTTER
2013 HEIMsuchung – Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart Kunstmuseum Bonn DER SCHREIN
2016/17 „Nun scheint in vollem Glanze“, Museum Villa Rot, Burgrieden-Rot Einzelausstellungen

Einzelausstellungen

2021 Operation Edelstein, Tor 1  GlückHaania, Haan
2015
TZR Galerie Kai Brückner, Düsseldorf, OPERATION EDELSTEIN
1995 Kunsthaus „De Villa“ in Enschede (NL) REISE ZUM WASSERPLANETEN
1993 Galerie ARTING in Köln TRIATHLET – DIE FLUCHT INS ALL
1987 „Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW“ in Düsseldorf KOSMOS – GEBAUTE BILDER